Kurzgeschichten: Die Milchstuten Des Gutsherren


Die Milchstuten Des Gutsherren -  Hucow, Melkfetisch


DAS HERRENHAUS
AM ENDE DER STRASSE

„Hältst du das wirklich für eine gute Idee, Amy?“

Der Mond schimmerte milchig gelb durch die gespenstisch weit entfernten Wolken und der feuchtkühle Oktoberwind ließ Amy in ihrem hautengen, weißen Halloween-Outfit frösteln. Sie spürte dieses Unbehagen auch, selbst wenn sie es Lucy gegenüber niemals zugegeben hätte.

Das alte Gutshaus – manche hätten auch Villa zu ihm gesagt – befand sich geradezu abartig grotesk nahe dem Stadtzentrum und doch führte nur eine einzige Straße dorthin. Hinter den schroffen Mauern des Haupthauses ragten knorrige, Jahrhunderte alte Bäume auf, deren blattlose verkrüppelte Äste bei jedem Windstoß schaurig ächzten. Sie standen am Anfang eines dunklen Waldes, der nicht einmal im Sommer zu einem Spaziergang einlud. Ja, jeder kannte das alte Herrenhaus am Ende der Straße. Aber niemand traute sich dorthin.

„Es ist sogar eine Wahnsinnsidee, Lucy. Die beste, die wir bis jetzt hatten. Denn keiner außer uns zieht das durch. Glaub mir, es wird sich voll lohnen. Aber so was von.“ Amy betrachtete das beleuchtete Herrenhaus und hielt den Atem an.

Kristalllüster.

Hell strahlende Fenster.

Gold.

So viel Glamour! So viel Reichtum!

Eine seltsame Erregung befiel sie.

Schon in ihrer Schulzeit hatten alle, die sie kannte, einen weiten Bogen um das Anwesen gemacht. Bis auf einen. Einer der Jungs hatte dort an einem Samstagabend tatsächlich mal eine Party feiern wollen. Mit einem Sixpack Bier und einem Zehner-Päckchen Kondome. Danny … Ein Typ mit Lederjacke und immer einem coolen Spruch auf den Lippen. Irgendwie süß, aber auch total unreif. Natürlich wollte keines der Mädchen mitgehen … Völlig verstört war er am Montag darauf zum Unterricht erschienen und eines Tages war er gar nicht mehr in der Schule aufgetaucht. Man hatte nie erfahren, was mit ihm geschehen war.

„Ist ja auch keiner so verrückt außer uns … Ich habe ein total ungutes Gefühl bei der Sache.“ Lucy blieb stehen, starrte auf das Gebäude und schauderte. Der kalte Wind zerrte an ihrem blauen „Alice im Wunderland“-Kleidchen – als wollte er sie zu dem Haus hinziehen.

Das rostige Tor quietschte zornig.

„Lucy … Der alte Mann in dem Haus besitzt Ming Vasen, Perserteppiche und einen echten Rembrandt. Wo es das gibt, existiert auch ein zum Platzen gefüllter Safe. Du weißt, was das bedeutet! Jede Menge Kohle – Kohle, die sich danach sehnt, für das geile Cabrio ausgegeben zu werden, das du dir schon so lange wünschst … Für das Apartment in der City … Denn eines ist klar – über hübsche Schuhe und Handtaschen sind wir längst hinaus. Das ist alles dämliches Girlie-Zeug!“

„Na ja … Bis jetzt ist immer alles gut gegangen, aber … Wir können nicht ewig so weitermachen“, seufzte Lucy vorwurfsvoll und nestelte unschlüssig an der weißen Schürze ihres „Alice im Wunderland“-Kostüms herum. Mit ihren langen blonden Haaren sah sie wie der erotische Traum eines perversen Lewis Carroll aus, der auf höchst unanständige Schulmädchen stand – und das am besten völlig nackt auf seinem Schreibtisch.

„Womit sollten wir nicht weitermachen können?“ Amy strich sich ihr hüftlanges, schwarzes Haar nach hinten, zupfte ihre flauschigen, weißen Kaninchenohren zurecht und musterte kritisch ihren im weißen Spandex-Catsuit eingehüllten Po. Der eng anliegende Stoff ließ sie als die perfekte Personifikation von Victoria aus Cats durchgehen – nur dass sie ein Hase war. Der „Märzhase“. Mit langen, flauschigen Ohren und einer echt puscheligen Blume … Als „verrückter Hutmacher“ hätte sie sicher nicht halb so sexy ausgesehen. Dann noch eher als „Grinsekatze“ …

„Du weißt schon“, begann Lucy und hielt sich an ihrem Jutesack für die Süßigkeiten fest. „Wir können uns nicht ewig durchschummeln. Bei den Uniprüfungen. Beim Geld für die Studiengebühren. Bei unserem Vermieter …“

Amy lachte. Und selbst in ihren Ohren klang es total sorglos.

„Männer wollen doch von schönen Frauen um ihr Geld erleichtert werden. Und vor einem Professor für eine Eins auf die Knie zu gehen und die Lippen zu benutzen, halte ich nicht gerade für die schlechteste Methode, um ans Ziel zu gelangen. Ich will doch nicht wegen eines einzigen Fachs aus dem Studium fliegen! Außerdem brauche ich meinen Schönheitsschlaf nach einer Party … Lucy, wenn wir es richtig angehen, ist das vielleicht das allerletzte Ding, das wir drehen müssen. Wir brauchen uns nicht mehr mit unserem Vermieter zu streiten und können endlich für einen langen Urlaub auf die Bahamas fliegen. Mit eigenem Personaltrainer! Lange ausschlafen … Frühstück im Bett … Und ’ne neue Gucci gibt’s obendrauf.“ Amy griff nach ihrer Hand.

„Da hast du eindeutig recht.“ Lucys Augen leuchteten. „Okay, lass es uns tun!“

Eine Aufregung befiel Amy, die von Erregung nicht mehr zu unterscheiden war. Noch zu gut konnte sie sich daran erinnern, wie sie gemeinsam ihren ersten Safe in dem Apartment von diesem einen Rockstar nicht weit von hier geknackt hatten. Sie waren beide davon so geil geworden, dass sie ihren Sieg gleich im Bett des Besitzers gefeiert hatten. Amys Schoß zog sich lustvoll zusammen. Lucy schmeckte immer so verdammt gut, wenn sie sich freute.

„Ach … Es hat immer so scheiß viel Spaß gemacht“, lachte Lucy aufgeregt.

„Das ist meine Lucy!“ Amy fasste ihr an den hübschen Alice-Po, zog sie zu sich und küsste sie auf die Lippen. Lucy erwiderte den Kuss mit einem sachten Stöhnen. Oh ja!! Was für ein Bild sie wohl gerade abgaben?! Der „Märzhase“ in enger Umarmung mit seiner süßen „Alice“ … Das wäre ein Foto gewesen, das sie nur zu gern gesehen hätte! „Halte dich einfach an den Plan, Süße, und wir steigen mit Superknete aus diesem Abend aus. Der Typ in dem Haus schreit geradezu danach, von uns um ein paar Wertgegenstände erleichtert zu werden. Genau wie alle anderen auch.“ Amy verschlang Lucys anziehende Lippen. Tief atmete sie ihren Duft ein und nickte.

Showtime! Entschlossen stieß sie das alte, rostige Tor auf und betrat auf Zehenspitzen den weitläufigen Garten des Anwesens.

Lucy beeilte sich. Zügig folgten sie der gepflegten Schotterstraße zum Haupteingang hinauf, nahmen die breiten, dunklen Stufen und blieben atemlos vor der schweren doppelflügeligen Türe stehen.

Amy drückte den Klingelknopf. Das Herz klopft ihr bis unter die Schädeldecke. Es klang, als ob mehrere verschiedene Gongs gleichzeitig geschlagen wurden. Schwere Schritte drangen durch das Holz und …

Knarrend schwang die Tür auf und ein Kasten von einem Mann blieb in der Tür stehen. Gekleidet wie ein englischer Lord.

„Süßes oder Saures!!“, strahlten sie ihn an und hielten erwartungsvoll ihre Säckchen auf.

Der Typ war alt. Mindestens zweimal so alt wie sie. Aber auch irgendwie … sexy. Aber total!! Er sah weit besser aus als gedacht. Breite Schultern. Kräftiger Nacken. Geile Statur. Er hatte etwas Wildes – etwas, das Amy unheimlich erregte. Und auf jeden Fall hatte er eines – und das nicht zu knapp: Geld wie Heu!

Ein wissendes Lächeln schlich sich auf seine attraktiven Lippen. Er schien sich gerade zu fragen, wie alt die Mädchen, die er vor sich sah, wirklich waren. Achtzehn, sechzehn oder gar erst vierzehn … Lucy und sie konnten so jung aussehen, wenn sie es darauf anlegten.

„Ach, Kinder“, seufzte er. „Ich habe doch gar nichts vorbereitet … Mich besucht sonst nie jemand.“

„Ach kommen Sie … Es ist Halloween“, strahlte Amy ihn an und leckte sich über die dezent geschminkten Lippen. „Sie haben doch noch sicher irgendwo Schokolade und Süßigkeiten … Vielleicht in der Küche.“ Sie hielt ihr Säckchen hoch und ihre Hasenohren baumelten enthusiastisch nach vor. Ganz wie ihre unter dem weichen Spandex verborgenen Brüste. Ihre Knospen schimmerten hindurch.

„Sir“, flehte Lucy ihn an. „Sie können uns doch nicht ohne eine kleine Belohnung wieder in die kalte Nacht hinausschicken!“

Er seufzte geschlagen.

„In der Küche sollte ich tatsächlich noch etwas Süßes haben …“ Er lächelte sympathisch, aber nicht ohne ihren drallen Möpsen einen ausgiebigen Blick zu gönnen. „Ich wollte mir gerade eine warme Milch zubereiten … Möchtet ihr auch welche?“

Amy und Lucy sahen sich an. Das ging ja noch leichter als gedacht! Sie strahlten ihn an. „Oh ja!! Das wäre herrlich. Bitte!!“

„Danke, Sir!“

Sie folgten ihm in die Empfangshalle des Anwesens und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Reichtum war sogar noch gewaltiger, als ein kurzer, verstohlener Blick durch ein Fenster hätte vermuten lassen. Barocke Schmuckdosen. Silberne Kerzenständer. Marmor. Samt und Seide … Amy klappte der Mund herunter und Lucy erging es nicht viel anders. Abgesehen von dem offensichtlichen Wohlstand war das ein mördergeiler Ort. Hier konnte man sicher die krassesten Partys feiern!

„Ist Ihre Frau gar nicht zuhause, Sir?“, erkundigte sich Lucy unschuldig. Typisch Lucy. Ihr gefiel der Typ. Sie hatte schon immer ein Faible für ältere Männer gehabt und dieser Kerl hatte noch circa zehn bis fünfzehn Millionen weitere Gründe zu bieten, ihr Interesse zu wecken.

„Ich bin nicht verheiratet“, lachte er erheitert.

Nein? Amy leckte sich über die Lippen. Hmm … Vielleicht war ihr Plan doch etwas zu voreilig gewesen. Wieso eine goldene Gans schlachten, wenn man sie ein Leben lang ausnehmen konnte?! Holy Fuck!! Jetzt war es zu spät, den Plan noch zu ändern. Pech aber auch. Wirklich zu schade. Denn er sah genau wie ein Typ aus, der Lust auf zwei Mädchen gehabt hätte, und das öfter als einmal. Woche für Woche. Monat für Monat. Als Sugar-Daddy!!

Die Küche war genauso, wie man es von einem Herrenhaus erwartete hätte. Groß genug für zehn Köche und ihre Helfer bot sie allen Komfort, den man benötigte, um Hunderte Gäste bewirten zu können. Und offenbar wurde sie auch regelmäßig genutzt. Der Duft der leckersten Menüs lag in der Luft. Gänsebraten. Hirschfilet … Amy stieß mit den Hasenohren gegen ein Bündel Knoblauchzehen. Sie baumelten unschuldig von der Decke. Ha! Vampir, Geist oder Dämon war der Hausherr definitiv nicht. Sie kicherte.

„Diese Milch müsst ihr probieren. Sie hat eine ganz eigene Geschichte.“ Mit einem glücklichen Lächeln nahm er einen Topf vom Herd und schenkte sich und ihnen je eine Kaffeetasse voll ein und tat gleich selbst einen genussvollen Schluck. Trank, als wäre es das Einzige, was ihn in der Abwesenheit zweier schöner Mädchen an kalten Oktoberabenden am Leben hielt.

Lucy nahm ebenfalls einen tiefen Schluck. „Mann, ist das gut!!“ Ein weißer Milchbart umgab ihre sinnlichen Lippen. Amy nippte zögerlich und konnte nach dem ersten Schluck gar nicht mehr genug bekommen.

„Das liegt am Honig“, nahm er ihre Frage vorweg und träufelte etwas von der süßen, goldenen Flüssigkeit in ihre Tassen. „Gelee Royal“, fügte er bedeutungsvoll mit einem Zwinkern hinzu und grinste in sich hinein.