Die Kemerelle Saga: Das Brutgefäß Des Dunken Gottes


Das Brutgefäß Des Dunken Gottes -


Die tausend besiegelten Schicksale des „unendlichen Kraals“

Der Nebel färbte alles grau. Das Wasser, die Erde, die Luft. Leblos streckten die Gräser ihre Halme empor und selbst die Bäume hatten sich in die schaurigen Gerippe von Kreaturen verwandelt, die das Ende aller Zeit gesehen hatten. Alles verschwamm zu einer formlosen Masse. Alles verlor sich weiter als zwanzig Schritte entfernt. Wo begann der See, das Ufer, der Himmel?

Es roch nach Tod.

Insuri atmete tief durch. Ihre nackten Brüste hoben und senkten sich. Die nasse Erde unter ihren Fußsohlen fühlte sich kalt an. Ihr fröstelte, obwohl es nicht kalt war. Obwohl es heute zweifellos wieder ein heißer Tag im „unendlichen Kraal“ werden würde. Denn es wurde immer ein heißer Tag im „unendlichen Kraal“. Doch davon war nichts zu spüren. Nicht hier. Nicht um diese Zeit. Der frühe Morgen vor Sonnenaufgang gehörte den Geistern … Sie hätte nicht hier sein sollen, aber nur jetzt konnte gelingen, was sie sich vorgenommen hatte.

Auf Zehenspitzen schlich sie über den schmalen Pfad, von beiden Seiten von hohem Schilf gedeckt. Oh nein – sie durfte nicht hier sein. Es war bei Strafe verboten. Und die Strafe war fürchterlich. Schlimmer als der Tod. Aber sie musste. So viel hing davon ab. Für so viele Frauen im Dorf.

Ihr Herz klopfte. Es zersprang schier in ihrer Brust und ihr Atem kam viel zu schnell. Als wäre sie den ganzen Weg gelaufen. Und sie hatte auch allen Grund dazu, Angst zu haben. Denn das hier war Muchaowis Reich – die Zuflucht von Muchaowi, dem Hexer.

Hier beschwor er seine Dämonen …

Selbst am helllichten Tag mied jeder im Kraal diesen Ort. Niemand wagte, auch nur in seine Richtung zu sehen oder über ihn zu sprechen. Und jeder verstummte, wenn dann und wann vereinzelte Schreckensschreie zu den Strohhütten wehten. Schreie voller Angst und Verzweiflung.

Todesschreie …

Männer wie Frauen, einmal hierher verbannt, kehrten nie wieder zurück. Und sie selbst musste verrückt sein, sich hierher zu wagen. Doch das Los war auf sie gefallen. Sie war auserkoren, zu holen, dessen die Frauen des Dorfes so dringend bedurften.

Die schweren gelben Blütenkelche nickten ihr nebelgrau zu und hüllten sie mit ihrem drückenden Aroma ein.

Sie trat unter die Bäume und es wurde dunkel, die Luft gleich noch einmal kühler. Insuri konnte kaum noch ihre eigene Hand vor Augen erkennen. Was für ein teuflischer Ort – dem Vorhof zu den Verliesen des Himmels wahrlich würdig. Den großen Kerkern der Ewigkeit.

Der Odem der schwarzen Sterne wehte ihr entgegen. Ein Stöhnen und Ächzen begleitete jeden ihrer Schritte – die unterschiedlichsten Laute des Schmerzes. Laute erfüllt von Aussichtslosigkeit und der Erkenntnis ausweglosen Verderbens. Das alles drang an ihr Ohr.

Insuri blieb stehen. Jedes Härchen in ihrem Nacken stellte sich auf.

„Beim gerechten Tod des Boten …“

Im Unterholz raschelte es. Doch es waren keine der in Erdhöhlen hausenden Dschungelbestien – auch diese blieben diesem Ort fern. Denn was hier hauste, war weit schlimmer.

Schnell! Sie musste wieder weg sein, bevor die Sonnen aufgingen und die Nebel sich lichteten. Bevor sie entdeckt wurde. Bevor jemand mitbekam, dass sie hier war.

Sie blinzelte. Vertraute nicht mehr dem, was sie sah, sondern versuchte, sich auf ihr Gehör zu verlassen. Die Laute der Sterbenden wiesen ihr den Weg – einen schaurigen Weg über ein nachgebendes Etwas, das unter ihren Füßen schmatzte und spritzte. Bis zu ihren Unterschenkeln. Dieser Geruch … Er trieb ihr beinahe die Tränen in die Augen. Nicht nur weil es an diesem Ort so ekelhaft stank, sondern weil alles um sie Zeugnis für das unvorstellbare Grauen und Leid war, das sie alle heimsuchte.

Ein Stöhnen erklang von der Seite. Ein Mann hing in seinen Fesseln. Den lebenden Fesseln des „Monsters der Nacht“. Dunkel hoben sich seine Umrisse von der allumgebenden Düsternis ab. Er war dem Tode nahe. Sie betrachtete ihren dünnhäutigen Beutel gefertigt aus der Blase eines Meschen und biss sich auf die Unterlippe. Wie sollte sie ihr Werk am besten beginnen?

Ein anderes Stöhnen ließ sie herumfahren. Hatte … Hatte jemand wirklich ihren Namen gerufen?

„Insuri.“

Sie erkannte die Stimme sofort. Sie hätte sie aus Tausenden wiedererkannt.

„Umpendua, Liebster!“ Sie umarmte ihn, doch er erkannte sie nicht. Ihn und fünf weitere Männer hatte Muchaowi holen lassen, um sie zu opfern. Und dieses Ritual hatte offenbar schon begonnen. Er sah nur noch wie ein Schatten seiner selbst aus. Und seine Fesseln … Es war, als wäre er mit dem Baum verwachsen. Die Wurzeln umschlangen seinen Körper, doch es waren keine normalen Wurzeln – sie pulsierten und zuckten und waren weich bei Berührung, ließen sich ein wenig drücken, nur um sich noch enger zusammenzuziehen und ihrem Liebsten die Luft abzuschnüren.

Bei allen guten Seelen!

Wie sollte sie ihn nur befreien?

Oh großer Sanki hilf! Ihr unsterblichen Geisterkriegerinnen!

Es war unmöglich!

„Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid!“ Sie küsste ihn. Schmeckte den Nektar des dunklen Gottes auf seinen Lippen – einen süßen Geschmack, der alle Sinne wärmte und anregte.

„Liebster, verzeih mir … Aber du musst uns helfen. Wir brauchen dich …“

Sie strich seinen Körper hinunter und ließ sich vor ihm auf die Knie sinken. Nahm sein Glied in den Mund und saugte an ihm. Sanft und doch fordernd. Beinahe glaubte sie, damit keinen Erfolg zu erzielen, doch Umpendua stöhnte knurrend auf und sein Begattungskolben wurde härter und fester. Dieser erste Fortschritt ließ sie gleich noch einmal so hingebungsvoll ansaugen. Hart und steil ragte seine Erektion in die Höhe. Am liebsten hätte sie sich auf ihn gesetzt. Doch dafür hing er etwas zu hoch oben in seinen Fesseln und sie schaffte es auch nicht, ihm ihren Po entgegenzuschieben. Außerdem wäre das selbstsüchtig gewesen. Sie war als „Holerin“ für mehrere Frauen ausgewählt worden – als „Samenholerin“.

„Du weißt gar nicht, wie gern ich mit dir zusammen gewesen wäre.“ Tränen liefen ihr über die Wangen. „Wie gern ich deine Kinder empfangen hätte.“

Doch das Recht auf Leben und Vermehrung hatte nur Muchaowi, der Hexer. Eifersüchtig hinderte er jeden anderen Mann, sich mit den Frauen des Dorfes zu paaren.

Schniefend ließ sie ihre kleine Faust auf Umpenduas Glied vor und zurück gleiten, und schloss ihre Lippen um seine Eichelspitze, wie sie es gestern und die Tage zuvor ausgiebig unter der Anleitung der Mutter-Dorfältesten mit ihrem jüngeren Bruder geübt hatte. Seit er ein Mann geworden war, ließen sie keine Gelegenheit aus … Sie nahm ihren Mund zu Hilfe und sie musste sich beeilen. Der erste Silberstreif der aufgehenden Sonnen begann bereits, den Nebel zu teilen.

Umpenduas Stöhnen wies ihr jeden Schritt. Jetzt nur nicht den richtigen Augenblick versäumen. Ihr kleiner Bruder hatte ihr jedes Mal hoffnungslos in den Mund gespritzt. Einmal noch ansaugen, noch einmal … Umpenduas Körper spannte sich an und …

Gerade noch rechtzeitig hielt sie den Beutel gefertigt aus der Blase eines Menschen vor die Eichel. In einem dicken Schwall und unzähligen Spritzern ergoss sich ihr Liebster in die dünne Haut.

„Dein Tod wird nicht umsonst gewesen sein, Liebster.“ Sie küsste ihn. Vielleicht würde sie sogar die Möglichkeit bekommen, seinen Samen für sich selbst zu verwenden, doch das musste die Mutter-Dorfälteste entscheiden. Sie allein wusste mit Sicherheit, wer sich mit wem paaren durfte. Denn sie bezog ihr Wissen aus der Zeit vor Muchaowi …

Sie zog den Beutel zu und nahm still Abschied von Umpendua. Sie würde ihn nie wiedersehen. Erst, wenn der Himmel seine Verliese öffnete und sie alle wieder vereint zwischen den Sternen waren …

Sie musste los. Mit jedem Herzschlag, der verstrich, verlor der gewonnene Samen an Kraft, und er musste für mindestens fünf wenn nicht mehr Frauen reichen.

Außerdem … wenn die dunklen Götter erst erwachten, dann war sie verloren.

Am besten zurück den Pfad, den sie gekommen war.

Sie trat unter den Bäumen hervor und …

Ein erstickter Schrei entwich ihren Lippen.

Eine Gestalt stand dort im Nebel. Regungslos. Starrte sie an.

Muchaowi.

Dieser abscheuliche Hexer hatte bereits gewusst, dass sie hierherkommen würde. Die Geister hatten es ihm geflüstert. Die Nebel lichteten sich. Der erste Sonnenstrahl streifte seinen kräftigen, dunklen Körper.

Insuri wollte fliehen. Doch ihre Beine kamen nicht vom Fleck. Endlich gehorchten ihre Füße und sie lief zurück. Immer tiefer hinein in diesen Wald des Todes, immer tiefer hinein in die Arme des „dunklen Gottes“. Sie verhedderte sich an Lianen, doch auch die besaßen ein Eigenleben.

Fort! Schnell!

Peitschend holten die „Lianen“ nach ihr aus und brachten sie zu Fall. Schwer schlug sie mit der Seite auf.

Der Beutel!

Sie hatte den Beutel verloren!

Schnell sah sie sich um. Sie musste ihn holen! Sonst war alles umsonst gewesen. Sonst hatte der Hexer endgültig gewonnen.

Sie kam auf die Beine und bückte sich nach dem Beutel.

Ein Peitschen schnitt durch die Luft. Schwarz. Grün. Rot … Ein riesiges Etwas schnellte vor und packte ihre Hüften. Riss sie unerbittlich zurück. Die Wucht presste ihr die Luft aus den Lungen.

„Nein!!!“

Sie verlor den Boden unter Finger- und Zehenspitzen und entschwebte. Flog dahin. Begleitet von Dutzenden sich windenden Fangarmen und peitschenden Fühlern, die sie umschwirrten wie ein Schwarm Beißkäfer. Sie klatschte mit dem Po gegen etwas Weiches. Etwas Pulsierendes. Etwas Feuchtes … Etwas, das auch hart werden konnte.

Ein Gurgeln, ein Pfeifen, ein Schlürfen betäubte ihre Ohren. Das Mahlen von Zähnen auf Knochen. Weitere Fangarme wickelten sich mit einem lauten Schnalzen um ihren Körper und umklammerten ihre Arme. Ein riesiger Schatten ragte über ihr auf. Ein sich windendes, zappelndes Gewirr an albtraumhaften Formen und Umrissen.

Sie verschloss vor dem Wahnsinn die Augen.

Etwas berührte sie zwischen den Beinen. Berührte ihre empfindsamste Stelle und entlockte ihr ein inbrünstiges Stöhnen. Die Wellen dieser unheiligen Erregung erfassten jeden Punkt ihres Körpers. Bis in die letzte Haarspitze.

„Insuri, Insuri, Insuri“, lachte Muchaowi bereits von Weitem. „Du enttäuschst mich … Dabei hatte ich so große Pläne für uns beide.“

Pläne? Die konnte er sich sonst wohin stecken! Sie spuckte in die Richtung, aus der seine Worte kamen. Er besaß nichts, was sie gewollt hätte!

Verdammt. Sie versuchte, sich zu bewegen, aber sie hatte keinen Erfolg. Ihr splitternackter Körper war übersät mit Abschürfungen und Schrammen. Doch die Lustwellen, die in ihrer Mitte tobten, ließen sie nicht weiter darüber nachdenken.

„Unser Gott wird sich wahrlich über dein Opfer freuen, Insuri.“ Muchaowi nahm ihr den Samenbeutel ab und warf ihn achtlos zwischen die Bäume. „Aber keine Sorge. Dein Opfer wirst du nicht allein bringen müssen. Die anderen Frauen und unsere Mutter-Älteste werden dir bald Gesellschaft leisten. Und natürlich dein kleiner Bruder. Alle, die es wagten, mich so schändlich zu hintergehen, und mir vorenthalten wollten, was rechtmäßig mein ist.“

Sein?!

Seine Schergen zerrten eine Handvoll Frauen heran. Sie jammerten und weinten.

Insuri wollte dem Hexer ins Gesicht spucken, doch es blieb bei einem Versuch. Einem erfolglosen.

Er nahm es mit einem widerlichen Lachen zur Kenntnis.

Sie wandte den Kopf. Umpendua war drei oder vier Bäume weiter. Sie konnte ihn zwar nicht sehen und doch reichte das Wissen um seine Nähe, ihr ein schwaches Lächeln auf die Lippen zu beschwören.

Etwas schob sich in ihren Mund. Füllte ihn aus. Ließ sie würgen, je mehr sie sich dagegen wehrte. Ein Arm des dunklen Gottes schlang sich um ihren Hals und drückte gnadenlos zu. Bis sie jeden Widerstand aufgab.

Die Sonnen gingen auf und ein schrecklich heißer Tag überzog das Land.

Süßester Nektar verspritzte sich in ihrem Mund und quoll ihr über Lippen und Kinn. Mehr! Wundervoll! Sie konnte nicht genug bekommen und ihr Schoß …

Ein lustvolles Lächeln erfasste ihre Lippen. Was immer es war, das da zwischen ihren Beinen war … Es kitzelte ihre Perle und drang in ihre Lusthöhle ein. Immer tiefer. Ihre Schamlippen krampften zuckend um das herrliche Wunderding.

Vielleicht hatte sie versagt.

Aber wenigstens würden Umpendua und sie vereint sterben …